Hallo,
ich sehe gerade in dieser Diskussion, dass es um das Mitspracherecht vs. Bevormundung vom Pflegedienst geht. Es ist sicherlich für Pflegefachkräfte ein Wahnsinns-Schritt von der Station, wo sie viele Regeln über das Kind bestimmen oder ärztlich umsetzen, auf eine häusliche Situation zu kommen, wo die Regeln primär die Familie und die Ärzte festlegen.
Hier stellt sich immer die Frage, wie weit muss ich mich als Pflegefachkraft zurück halten, welche Grenzen gibt es. Denn gerade im häuslichen Bereich sehe ich den PD eher als beratend an, als das er vorschreibt, wie was läuft. Er kann und muss bestens Gewissen arbeiten, wenn er oder sie alleine mit dem Kind ist. Also wenn eine Pflegefachkraft Dienst hat und das Füttern sorgt häufig für Komplikationen, so macht diese es eben nicht. Sind die Eltern anwesend, sie übernehmen die Mahlzeiten selbst, dann sehe ich den PD als Assistenz. Und ich denke, gerade dieser Sprung: ich bin jetzt Assistenz mit Fachwissen, ist schwierig.
Auch für meine Tochter ist der PD eine Assistenz, er sorgt, dass ihre Atemwege frei sind, dass die Beatmung stimmt etc. Doch hat er sie nicht zu erziehen, er hat sie nicht Nachts um drei zu wecken, bloß weil laut Plan Fieber gemessen werden muss. Im Vordergrund stehen ihre Bedürfnisse und dass es ihr gut geht. Wenn es ihr größtes Vergnügen ist zu Essen, trotz Schluckstörung so muss man einen Kompromiss finden. Dabei sollte auch die Prognose des Kindes eine wichtige Rolle spielen. Und warum soll ich meine Tochter nicht Dinge erlauben, die für sie in ihrem "eingeschränkten" Leben schön sind. Warum soll sie nicht jeden Tag leben können. Ich muss mir im klaren sein, auch als Pflegefachkraft, es kann ganz schnell alles vorbei sein.
Wenn der PD oder einige Pflegefachkräfte der Meinung sind, die Eltern schaden ihr Kind, dann müssen sie es aussprechen und nötigenfalls das Jugendamt einschalten. Den Eltern "über den Mund zu fahren", deren Kompetenz für ihr schwer krankes Kind zu sorgen, abzusprechen, ist für mich ein Fehlverhalten.
Man muss sicherlich einiges im häuslichen Bereich lernen auszuhalten. Aber das muss man auch im stationären Bereich, da es auch dort viele Patienten gibt, die keine Krankeneinsicht haben oder ein anderes Gesundheits- und Hygieneverständnis. Es gehört mit zur Profession in diesem Beruf, so mein Verständnis, auch nur mit kleinen Schritten zu arbeiten. Genauso wie man auch lernen muss schlechte Prognose auszuhalten.
Mit Gruß,
Dirk