Freizeit und Jugendgruppen

  • Ich bin gerade dabei den örtlichen "Markt" für Freizeitaktivitäten für Konrad abszuscannen. Ist schon interessant wie unterschiedlich die Leute damit umgehen. Wie läuft das bei Euch im Ort ??
    Wichtig ist mir dabei eine Möglichkeit zu finden, dass er altersgemäss alleine teilnehmen kann. Viele Institutionen bieten ab 8 Jahre versch. Aktivitäten an. Das "LiveGuard"-Programm der Wasserwacht habe ich mal gleich ausgeklammert. (Warum nur ??) :)
    Die Jugendfeuerwehr hat schon bei meinem Grossen gestreikt: Angeblich wäre er geistig nicht fit genug, um an den "anspruchsvollen" Weiterbildungen (Erstehilfekurse, etc.) teilzunehmen. :? (Der junge Mann hat einen Realschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung !!! Arbeitet auf dem 1.Arbeitsmarkt.) Wer hier geistige Einschränkungen hat, glaube ich sehr gut zu wissen.
    Meine erste Idee: Gruppenstunden beim Roten Kreuz, die können das !!! :shock: Denkste: "So eine "gewaltige" Verantwortung können wir nicht übernehmen, wir müssen auch an die anderen Kinder denken!". (Klar, mit erster Hilfe kennen die sich ja nicht aus, woher auch?)
    Jetzt gab es das Angebot einer Lesenacht in einem Mehrgenerationenhaus und keine meiner KKS war bereit den Nachtdienst zu machen. Ich also nachgefragt, ob zufällig jemand eine Sanitäter- oder KKS-Ausbildung hat und es
    sich vorstellen könnte, dass Konrad teilnimmt. *Bingo*: die haben einen HEP, der in seiner Familie selbst einen Mensch mit TK hat und eine Soz-Päd. kommt nächste Woche, um sich von mir anlernen zu lassen !!! :lol:
    Cool, oder ??
    Auch bei den Pfadfindern habe ich gefragt und.. siehe da ... die sortieren sich zwar noch für das nächste Schuljahr neu, aber die aktuelle Leitung will Konrads Betreuung direkt zum Auswahlkriterium für die neue Gruppenleitung der Wölflinge machen.
    Mir ging es bei dieser Aktion nicht darum Konrads Freizeit komplett durchzutakten, sondern den MArkt zu sondieren, damit ich ihm unbelastet eine Teilnahme ermöglichen kann, wenn er dazu Lust hat. Keinesfalls soll er nun jede Aktion in jedem Verein mitmachen, aber z.B. in den Sommerferien ist es hier üblich, dass die Vereine Ferienspiele anbieten, bei denen die Kinder Tageweise dort schnuppern können. Nach dieser Sondierung kann ich ihn nun kurzfristig anmelden, wie jede andere Mutter auch.
    Ging echt besser als erwartet. Wir organisiert ihr solche Dinge, soweit Eure Kinder daran Interesse zeigen ? Wie löst ihr die Betreuungsfrage ? Wie wichtig ist Euch, Euren Kindern das Thema "Selbstständigkeit in der Freizeit" ? Inklusion in der Freizeit ?

  • Hallo Cordula,


    vieles, was du ansprichst, beschäftigt mich auch gerade immer mehr. Wie kann Mathis trotz Kanüle und Co. so selbstbestimmt wie möglich seine Tage verbringen? Für mich wird die Situation, dass fast immer eine KS bei ihm ist, immer weniger stimmig, je älter er wird. Es passt einfach nicht mehr. Andererseits sind wir natürlich sehr, sehr froh um unsere Krankenschwestern- so vieles wäre gar nicht möglich gewesen ohne sie. Außerdem kommt Mathis super mit "seinen" KS aus und mag sie gern. Bei Mathis kommt allerdings "erschwerend" dazu ,dass er mittlerweile sehr auf Erwachsene fixiert ist und es ihm oft sehr schwer fällt, auf andere Kinder zuzugehen bzw. mit ihnen zu spielen. Das ist bei uns wirklich die kehrseite der Medaille und macht mir große Sorgen. Wie ist das denn bei Euch? Wie ist das mit den KS abgesprochen? Ist eher Zurückhaltung geboten oder spielen sie immer mit? Und wie geht Konrad damit um?
    Beim Thema Freizeit sind wir noch nicht ganz so weit wie ihr :) Aber wir tasten uns voran und in die Musikschule z.B. geht Mathis seit einem Monat ohne KS. Ich bin allerdings in unmittelbarer Nähe, so dass er mich holen kann, wenn er z.B. abhusten müsste. Das klappt super und ich finds toll, dass er hier ein Stück Normalität erleben kann. Aber insgesamt erleb ich das alles gerade oft als Gratwanderung und als Herausforderung für mich und ich würd mich sehr über einen Austausch freuen!


    Lieben Gruß
    Miriam

  • Hallo Cordula,


    Linn war ja schon im KiGa ganztags und ist jetzt auch in einer Ganztagsschule mit nachmittags Hort. Da brauchen wir am Nachmittag unter der Woche keine Veranstaltungen mehr.


    In den Ferien geht Linn entweder in den Ferienhort der Schule oder wir suchen im Stadtgebiet nach "Ferienspielen". Sie war schon 2x beim inklusiven Musikprojekt und wenn wir den Platz kriegen, dann wird es diesen Sommer wieder so. Einmal war sie beim Zirkus (das gibt es ganzjährig oder nur für die Ferien). So kriegen wir unsere Ferien meist ganz gut rum. Der Hort ist nur in den Sommerferien 3 Wochen dazu. Davon sind wir 2 Wochen eh im Hospiz und 1 muss der PD dann noch ein Programm mit ihr erstellen.


    LG
    Nellie

    Nellie *1978 mit Linn *02/04 (mehrfachbehindert durch PCH-2a, Tracheostoma, fast vollzeitbeatmet, Ernährung über Sonde, Epilepsie) und Ann *06/09

  • Hallo Miriam,
    genau das sind die Punkte. Unsere Kinder sind viel zu sehr auf Eerwachsene fixiert, können mit den Unwägbarkeiten von Kindern kaum umgehen. Konrad rauft zwar mittlerweile auch gerne mit, in albernen Gesprächen mit anderen Jungs kann er aber nicht so mithalten, weil er einfach "erwachsene Umgangsformen" gewohnt ist.
    Unsere KKS sind angehalten "unsichtbar" zu bleiben, was aber je nach Typ sehr unterschiedlich aussieht. Am Freitag beim Sportfest konnte ich beobachten, wie die diensthabende KKS ihn - immer ca. 2m neben K.stehend oder laufend - "völlig unsichtbar" mit den Augen verfolgte, teilweise sogar im Weg stand, wenn die Klasse sich sammeln sollte. Da sind mir die KKS schon lieber, die der Lehrerin zur Hand gehen oder lesend am Rand sitzen.
    Insgesamt denke ich auch, dass es eine nicht altersgemässe Situation ist, in der unsere Kinder leben, auch wenn ich natürlich super glücklich bin, dass die Hilfe der KKS uns so weit gebracht hat. Ohne sie hätte ich sicher nicht die Energie aufgebracht, so um Inklusion zu kämpfen.
    Bin gespannt, was hie rnoch so an Erfahrngen zusammen getragen wird.